Der Spitzkofel ist mit Sicherheit die alles dominierende Fels-Szenerie der Lienzer Dolomiten. Von der Heisinger Höhe aus gesehen sind die Türme ein wirklich atemberaubender Anblick. Nicht weniger spektakulär bietet sich der Anblick von Bannberg aus, wo Einblicke in die tatsächlich „Wilde Badstube“ gewährt werden. Von der anderen Seite (Dolomitenhütte) wird das malerische Hallebachtal sichtbar, eingebettet zwischen den Böseggtürmen und dem Lämperkopfgrat, welches im Sommer den Standardanstieg Richtung Spitzkofel leitet. In Summe ist es nicht verwunderlich, dass der Spitzkofel zu Recht als der Hausberg der Lienzer und vor allem der Leisacher gilt. Genau dieser Hausberg war das Ziel unserer letzten Schitour, wobei dieses Unternehmen als reine Schi Tour zu kategorisieren, der Sache nicht wirklich gerecht wird. 

Gestartet wird selbstverständlich direkt bei der Stadtbrücke, da ja bekanntermaßen alles Andere nicht zählt. Es folgen 1,5h zeitraubender und langweiliger Hatsch bis zur Abzweigung Kerschbaumertal – Hallebachtal, wo sodann die Tour aber dafür auf einen Schlag richtig beginnt. Da die Leiter vom Sommeranstieg sowieso nicht ausmachbar ist, befindet man sich hier das erste Mal richtig mit steilem Waldgelände konfrontiert, welches nur  auf Schi tragende und stapfende Weise überwindbar ist.

Hat man die nächsten 200 Höhenmeter überwunden, können die Schier wieder angeschnallt werden und in zahlreichen Spitzkehren geht es, die Orientierung nicht verlierend, weiter Richtung  Mitterkopf. Diese kleine Erhebung umgeht man praktischer Weise rechts und man befindet sich im Nu im besten Schitourengelände. Der Kessel weitet sich, die Blicke schweifen von den steilen Bösegg-Wänden Richtung Kreuzkofel, Kühbodentörl und schließlich zum Spitzkofel. Rechter Hand ist eine Flanke auszumachen, eine Abfahrtsvariante vom Arlingriesentörl. 

Wir streben Höhenmeter um Höhenmeter weiter Richtung Normalweg und kurz bevor dieser sich im Schluchtgrund verliert, halten wir geradeaus in eine Steilrinne. Hier bringt uns steile Stapferei und leichte Mixedkletterei auf den Gipfelgrat nördlich der Linderhütte. Schidepot. Wo im Sommer ausgetretene Pfade und ein Stahlseil Richtung Gipfel weisen, ist bei uns heute Nichts, außer sehr, sehr viel Schnee. Geschickt können wir uns am Gipfelgrat entlang arbeiten, bis wir uns schlussendlich vor dem letzten Aufschwung, einer steilen, schneebedeckten Flanke befinden. Hier heißt es nochmals den Zwölf-Zackern und dem mitgebrachten Pickel Vertrauen schenken. Und dann … ja und dann steht man im Winter am Lienzer Hausberg, 2000 Höhenmeter über dem Talboden, einsam und wild, mit atemberaubenden Rund- und Tiefblicken belohnt. Definitiv nicht alltäglich. 

Lange verweilen wir nicht am Gipfel. Die Durchfeuchtung der Schneedecke war bereits beim Aufstieg bemerkbar. So heißt es nun den Gipfelgrat wieder Retour zu klettern bis wir zu unserem Schidepot gelangen. 

Schier wieder anschnallen, spektakuläre Querfahrt zur (neu errichteten) Linderhütte und weiter sehr steile Abfahrt über den tief verschneiten Klettersteig (Normalweg). Dies ist sicher nur in einem Jahrhundertwinter wie diesem möglich. Mit schönen Schwüngen geht es wieder runter Richtung Mitterkopf und weiter zum Steilwald. Schier wieder aus. Abklettern. Am gut befahrbaren Weg geht’s Richtung Klammbrücke und weiter zur Abzweigung Goaß-Steig. Auch dieser will befahren werden. Schlussendlich erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt.
Das freut nicht nur den Schibergsteiger, sondern auch den Hausberg. 

(St.St.)