Beim Lesen der Überschrift wird so mancher denken – die haben doch einen Vogel. Nun, bei denen die einen Vogel haben muss man auch damit rechnen, dass sie etwas ausbrüten. Und das haben wir auch getan. Zig mal haben wir davon geredet. Der Hermann Neumair hat das ja auch gemacht… Doch beim Bergsteigen kommt irgendwann der Punkt wo man es einfach probieren muss – denn wenn man nicht geht wird eine solche Unternehmung nicht gelingen.
Das Wetter war mittelprächtig angesagt, am Samstag mit vielen Wolken, der Sonntag sollte einiger maßen passen. Also 3 Tage vor dem Start hatten sich dann 4 Wagemutige gefunden, die sich auf das Abenteuer einlassen wollten. Keine Sonne am Samstag sollte ein Vorteil sein, da die tagezeitliche Erwärmung wohl geringer ausfallen dürfte und zu viert sollte auch die Spurarbeit gut aufteilbar sein.
Stephan aus Leisach hatte es am weitesten. Start um 3:15. Um 4:00 hat der dann mich in Tristach abgeholt und kurz nach 4:30 haben wir dann Stefan in Nußdorf getroffen. Erste Etappe: Nußdorfer Erlebnisweg. Das Wetter war besser als angesagt, wenngleich ungewöhnlich warm. Die Vorfreude auf die Tour trieb uns den Nußdorfer Berg höher und Stefan mahnte ob der Länge mit den Kräften Haus zu halten. Um 6:15 trafen wir dann am Beginn des Hochstubenwegs auf Michl der in Thurn gestartet war und über Tschule und Zettersfeld zu uns stieß.
Nächste Etappe: Hochstubenweg, Debanttal. Es war Tag geworden und am höchsten Punkt des Hochstubenwegs wechselten wir erstmals auf Schi – zunächst ohne Steigfelle, die wir dann bei der Nußdofer Brücke montierten. Weiter ging es dann nach Seichenbrunn und entlang der Fahrstraße an Gaimbergeralm und Hofalm vorbei zur Lienzer Hütte. Dort war es dann gegen 9:00 Zeit für ein 2. Frühstück in strahlendem Sonnenschein.
Nächste Etappe: Gössnitzscharte. Wenn uns zunächst auch noch die Sonne ordentlich einheizte, die Verhältnisse beim nächsten Anstieg waren nahezu ideal. Beim Spuren brachen wir kaum und so waren die 800 Höhenmeter hinauf zur Scharte überraschend kurzweilig. Hin zur Scharte trübte sich das Wetter deutlich ein. Nördlich gab es noch leichten Niederschlag, der aber nicht bis zu uns vordrang. Auf der Scharte wurden dann die Steigfelle versorgt und die erste Abfahrt Richtung Elberfelder Hütte in Angriff genommen. Der frische Pulverschnee der vergangenen Nacht wurde nach unten rasch feuchter – durch die fehlende Ausstrahlung aufgrund der Bewölkung war es im Gössnitztal deutlich wärmer. Unterhalb der Elberfelder Hütte auf ca. 2300 m dann wieder der Wechsel zum Aufstieg.
Nächste Etappe: Kesselkeesscharte, Gernot Röhr Biwak. Über den Wiener Höhenweg ging es dann hinauf in Richtung Kesselkeesscharte. Die gut 2000 Höhenmeter, die wir schon in den Beinen hatten, bremsten uns ein wenig, aber Stephan spurte mit bester Spuranlage im Zickzack in Richtung Biwak. Die letzten Meter – sehr steil – schauten von weitem eingeblasen aus. Die Wechte rollte sich bedrohlich in unsere Seite und so näherten wir uns vorsichtig dem höchsten Punkt unserer Tagesetappe. Zum Glück hatte die Sonne der Vortage ganze Arbeit geleistet und den eingeblasenen Schnee umgewandelt, so dass sich die letzten Meter vor dem Gernot Röhr Biwak ungefährlich passieren ließen.
Letze Etappe des ersten Tages die Abfahrt zum Luckner Haus. Eigentlich hieß der Plan zunächst Nächtigung auf der Glorer Hütte. Doch da spielte uns der Wirt nicht mit der sich trotz Michls Überredungskunst beharrlich weigerte uns Asyl zu gewähren. Also Plan B Abfahrt Luckner Haus. So viel haben wir gehört über immer gute Verhältnisse bei Schitouren in den heimatlichen Bergen. Immer guter Schnee im heurigen Winter und das seit November(?). Kurz diese Abfahrt war sch… Die Strahlung des Tages hatte ganze Arbeit geleistet und so kämpften wir uns durch den Gatsch hinunter zum Luckner Haus.
15:15 Uhr, also ziemlich genau 12 Stunden nachdem der erste das Haus verlassen hatte, kamen wir dort an. Unser erster Weg führte uns direkt an die Theke – es galt die ausgetrockneten Kehlen zu befeuchten – was mit einigen Colaweizen hervorragend gelang. Obwohl wir im bis auf das letzte Eck vollbelegten Lucknerhaus kein Nachtquartier mehr bekommen hatten, Familie Oberlohr mit Mitarbeitern kümmerten sich hervorragend um unser Wohl. Wir durften die Dusche benutzen und uns frisch machen, die Ausrüstung trocknen und genossen „Halbpension ohne Zimmer“. Aber wir hatten vorgesorgt, Michls Bus war direkt vor dem Lucknerhaus geparkt und unser Domizil für die Nacht. Doch bevor wir in die Schlafsäcke krochen galt es mit dem Wirt Hansl „sicherheitshalber“ auch die letzte Flasche Wein auszutrinken.
Der Plan für den 2. Tag war einfach. Da sowohl Lucknerhaus als auch Stüdlhütte voll belegt waren entschlossen wir uns das Feld von hinten aufzurollen. Damit Frühstück um 6:30 Uhr und Start um 7:30 Uhr. Heute waren wir zu fünft: Daniel, Michls Sohn, war am Morgen angereist um uns auf der letzten Etappe zum Gipfel zu begleiten. Das Wetter hielt was versprochen war – es war kälter als am Tag zuvor und die Wolken des nächtlichen Schneefalls verzogen sich rasch. Natürlich waren die Knochen müde, doch der richtige Schritt und eine – vor allem ab dem Gletscher gut angelegte Spur, direkt hinauf zum unteren Bahnhof – ließen uns schon nach ca. 4 Stunden unter dem Glockner Leitl auf die Steigeisen wechseln. Und da waren wir definitiv nicht allein. König Glockner hatte wieder einmal zahllose Schitouristen angezogen, aber die hatten das getan, was wir von ihnen erwartet hatten. Sie waren sehr zeitig aufgebrochen und so gut wie alle waren schon wieder im Abstieg. Nach kurzer Rast stapften wir dann übers Leitl hinauf, weiter zum Klein Glockner und hatten dann den Gipfel kurz nach Mittag für uns mehr oder weniger alleine.
Der Abstieg zu den Schiern war dann noch besser, der Berg hatte sich geleert und so kamen wir zügig voran. Und die Abfahrt mit Schi sollte passen – und wir freuten uns auf die 15 cm Pulver der abgezogenen Kaltfront. Direkt vom unteren Bahnhof wedelten wir nahe am linken Felsbegrenzungsriegel mehr oder weniger direkt unter der Seilbahn die zur Adlerruhe führt hinunter bis zur Luckner Hütte. Irgendwo da unten wechselte der Pulver dann in so was Ähnliches wie Firn. Aber es war bis zum Fahrweg perfekt zum Schifahren.
Bei einer ordentlichen Stärkung am Lucknerhaus ließen wir dann beim Tourenabschlussbier unsere Tour von „Daham auf’n Glockner“ Revue passieren. Knapp 5000 Höhenmeter auf plus/minus 65 km Strecke, die Erstbegehung des Nussdorfer Erlebniswegs mit Pickl am Rucksack, die Einsamkeit der Schobergruppe, das Glück einer sicheren Lawinensituation, eine herzliche Aufnahme samt hervorragender Bewirtung im Lucknerhaus, super Wetter- und Schneeverhältnisse am Gipfeltag und eine motivierte perfekte Gruppe.
Berg Heil! T.T.