Um 03:00 starteten Markus, Stefan, Patrick und ich (Peter) mit den E-Bikes Richtung Lucknerhütte und von dort zu Fuß weiter Richtung Stüdlhütte und Teischnitzkees. Dass es ein eiskalter Tag werden sollte, erkannten wir spätestens beim Anseilplatz zum Gletscherübergang. Im Schimmer des Vollmondes konnten wir schon den Einstieg in die Draschrinne erkennen. Von Weitem machte es den Anschein, dass wir zum Start mehr im brüchigen Blockgelände als im Schnee hinaufkralen müssen. Aber ein letztes Schneeband war doch noch vorhanden und so konnten wir genussvoll aber keuchend, bis zum Ende der ca. 55° steilen Rinne raufstapfen.
Gerade als die ersten Sonnenstrahlen in die Untere Glocknerscharte gelangen wollten, starteten wir mit dem Abseilen in die nordseitige Facilidesrinne. Beim ersten Versuch die Seile in die Rinne zu werfen, wurden diese prompt vom Wind wieder zum Abseilstand hinaufgetragen…nicht gerade erheiternd. Ein Blick in Stefans grinsendes Gesicht lässt das schnell vergessen. „Ah, des weat heint a supa Tog Manda!“ hieß es vom Obmann.
Beim ersten Abseiler kam mir die Erzählung von Winkler Oli in den Kopf. Letzten Winter wählten er und sein Bruder Fred eine Rinne ganz in der Nähe als Rückweg nach der Skibefahrung der Pallavicinirinne, wo sie kurz unterm Ausstieg im heiklen Mixedgelände landeten.
Am Ende der Abseilstrecke angekommen, konnten wir die perfekten Verhältnisse der Mayerlrampe erspähen und zu unserer großen Überraschung war nur eine weitere Seilschaft in der Rampe unterwegs. Die erste Länge ging es noch seilfrei rauf, dann begannen wir zu sichern. Kaum vorzustellen, was das für ein Wadelbrenner sein muss, wenn man hier auf Blankeis trifft, aber im perfekten Stapfschnee und ein wenig Eis sind die Längen bis zur Grögerschneid ein wahrer Genuss. Ziemlich ausgekühlt freute ich mich am letzten Standplatz der Rampe bereits auf die Sonne bei der Grögerschneid. Die wärmenden Sonnenstrahlen wurden aber leider auch von heftigen Windböen begleitet, also keine Pause und aufwärmen, sondern gleich weiter Richtung Nordwestgrat zum Gipfel. Ein, zwei heikle Stellen am Grat wurden rasch überklettert und so konnten wir um Punkt 12 Uhr, allein, am Gipfel des Großglockners stehen.
Den Abstieg über Kleinglockner, Eisleitl und Mürztalersteig hatten wir dann auch bald hinter uns gebracht. Die letzten Meter konnten wir erfreulicherweise mit den Fahrrädern zum Auto rollen und alsbald mit einem kalten Erfrischungsgetränk auf einen gelungenen Tag am höchsten Österreicher anstoßen.
Anmerkung
Auch erfahrene Bergsteiger sollten bei Touren im Spätherbst, vor allem in Nordwänden über 3000m, nicht auf eine Gore-Tex-Jacke und ggf. eine lange Unterhose verzichten, um Unterkühlungen oder gar Erfrierungen zu vermeiden (so empfiehlt es zumindest der Alpenverein 😉) peTH